Weshalb noch Ziele setzen?

Mein Vater wollte keinen Herzschrittmacher. Das war eine klare Entscheidung, er sagte immer, dass sein Körper ohnehin kaputt gehe und dass sein Leben nicht von einem künstlich angetriebenen Herz verlängert werden sollte. Mein Vater war also lange Zeit «schlecht zwäg». Und trotzdem verfolgte er jeden Tag seine Ziele. Er hielt Wachteln in der Garage, die er sorgfältig versorgte und bewirtschaftete für meinen Bruder – er führt ein Speiserestaurant – das Recycling und den Abfall.

 Mein Vater hatte also jeden Tag ein Ziel und er hatte somit jeden Tag einen Grund, um aufzustehen. Er wusste, dass er einen sinnvollen Beitrag leisten konnte. Die Psychologin Veronika Brandstätter untersucht unter anderem die Bedeutung von Motivation und Zielen. Wenn sich Menschen realistische Ziele setzen, erleben sie sich als handlungsfähig und selbstwirksam. Das sind wichtige Elemente für ein zufriedenes Älterwerden. Das ist das Gegenteil von «wunschlosem Unglück». Um diese Selbstwirksamkeit zu erreichen, sollten die Ziele nicht zu gross sein. Es hilft wenn man sich kleine Ziele setzt und diese sehr konkret benennt. Also nicht «mehr spazieren», sondern «dreimal pro Woche eine Stunde laufen». Wenn es dann gelingt, dieses Ziel zu erreichen, gibt das Freude und Energie und ein Gefühl der Selbstwirksamkeit.

 Mit meinem Vater habe ich nie über Selbstwirksamkeit geredet. Aber er war ein Naturtalent in Pragmatismus. Dinge, die er nicht mehr machen konnte, hat er losgelassen. Und er hat immer wieder neue Aufgaben gefunden, die noch möglich waren. 

 Wissenschaftliche Artikel von Prof. Dr. Veronika Brandstätter https://www.researchgate.net/profile/Veronika-Brandstaetter/2

  

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